Zusammenfassung Klostermedizin

Das erste abendländische Kloster überhaupt brachte gleichzeitig den Vater der Klostermedizin hervor: Benedikt von Nursia, der ein für ganz Europa wegweisendes karitatives Konzept begründete. Sein „Kloster Montecassino“ bei Salerno in Süditalien existiert noch heute als Benediktiner-Abtei und blickt auf eine fast 1500-jährige Geschichte zurück. Der Nachfolger Benedikts war Cassiodor, er gründete das „Kloster Vivarium“, das allerdings nicht lange Bestand hatte und dessen Standort heute niemand mehr kennt. Cassiodor ist es aber zu verdanken, dass die Benediktiner unter seiner Anleitung die Schriften der antiken Ärzte zu studieren begannen.
Bingen am Rhein im heutigen Rheinland-Pfalz kann sich rühmen, die Wirkstätte der Hildegard von Bingen zu sein. Sie gründete das Benediktinerinnen-Kloster „Ruppertsberg“, das im dreißigjährigen Krieg der Verheerung anheim fiel. Geblieben ist das Lebenswerk der Universalgelehrten Hildegard. Für die Klostermedizin hat sie Beachtliches geleistet. In der Naturheilkunde ist die „Hildegard-Medizin“ ein feststehender Begriff.
In Nordfrankreich erlangte im Spätmittelalter ein Dominikaner den Rang eines bedeutenden Enzyklopädisten. Vinzenz von Beauvais lebte im 13. Jahrhundert und hinterließ mit dem „Speculum maius“ ein Werk zur Naturgeschichte. Es gelang ihm, die pharmazeutischen Pflanzenkenntnisse seiner Zeit fast lückenlos in den mehrbändigen Folianten einzuarbeiten. In Meung an der Loire lebte im 11. Jahrhundert der Verfasser von Kräuterabhandlungen, die später weithin – auch als Übersetzungen – Verbreitung fanden: Odo Magdunensis hieß dieser fleißige Dokumentar der Klostermedizin.
Im deutschsprachigen Raum hatte das Kloster Lorsch in Südhessen schon im 8. Jahrhundert eine dominierende Stellung in der Klosterheilkunde erlangt. Das 16. Jahrhundert überstand das Ordenshaus leider nicht. Die Benediktinerabtei Kloster Reichenau war ein belebtes Zentrum der Klostermedizin auf der Bodenseeinsel. Wahrscheinlich dort schuf auch Wahlafrid von der Reichenau, „Strabo“ genannt, seine Gedichte über Gartenbau und Heilkräuter.
Gherardo da Cremona hieß ein italienischer Gelehrter, der am Domkapitel in Toledo eine Anstellung innehatte. Im 12. Jahrhundert befasste er sich mit Übersetzungen wissenschaftlicher Texte aus dem Arabischen ins Lateinische. Im Hochmittelter galt Toledo als ein intellektuelles Zentrum Europas und ist auch für die Klosterheilkunde von erheblicher Bedeutung. Das Interesse an den arabischen Schriften wuchs stetig und so arbeiteten dauernd Übersetzer an den orientalischen Hinterlassenschaften. In Italien war Simon von Genua ein herausragender Vertreter dieser Zunft.
Von manchen wichtigen Autoren des Mittelalters ist gar nicht bekannt, wo sie genau lebten und wirkten. Irgendwo in Italien muss der Abt Rufinus ansässig gewesen sein. Sein Herbar ist eines der umfangreichsten, das die Klosterheilkunde kennt.