Zusammenfassung Klostermedizin

„Wasser, Mühle und Garten“ sollten sich „innerhalb des Klosters“ befinden, so hatte es der Heilige Benedikt verfügt. Die Klostergärten verfolgten anfangs das Ziel, die notwendigen Lebensmittel für die Klosterküche zu erzeugen. Später mussten die Mönche und Nonnen allerdings einen Teil der Gemüseproduktion aus Platzgründen vor die Klostermauern verlagern. Der eigentliche Klostergarten, in dem auch immer mehr Heilpflanzen wuchsen, behielt stets seinen angestammten Ort im Inneren des Klosters.
Der Grundriss des Klostergartens orientiert sich an der Kreuzform. Es sind also zwei Hauptwege im Garten, die das Zeichen des Christentums bildeten. Architektonisch vom Kreuzgang umsäumt bildete der Klostergarten oft den optischen Mittelpunkt des Klosters. Im Zentrum der Gärten, da wo sich die Hauptachsen kreuzten, gruben die Mönche und Nonnen den Brunnen.
Die vier Segmente des Klostergartens waren ihrerseits in Beete eingeteilt, zwischen denen schmalere Wege verliefen, die wahrscheinlich schon früh mit Schottersteinchen bedeckt wurden.
Kennzeichnend für die Klostergärten waren die Hochbeete. Bis zu einer Höhe von einem halben Meter war das Erdreich aufgeschüttet und mit den verschiedensten Materialien eingerahmt. Geflochtene Zweige begrenzten die Beete, manchmal waren es Bretter, meistens aber Steine. Es ist nicht genau geklärt, ab wann die monastischen Gärtner in den Hochbeeten Pflanzenmaterial untergrubberten und dadurch eine effektive Düngung erzielten. Wahrscheinlich ist es aber, dass sie diese Kombination von Komposthaufen und Beet schon mit der Einführung des Hochbeetes erfanden. Der Ertrag auf solchen Hochbeeten erreichte teils das Vierfache eines Flachbeetes. Solche Rekordernten setzten natürlich voraus, dass eine Wechselfruchtfolge eingehalten wurde. Das Brachejahr zur Erholung des Bodens kannten die Gärtner der Klosterheilkunde sicher auch schon sehr früh. Wenn die Ordensleute keine Hochbeete anlegten, umfassten sie die kleinen Beete wenigstens mit einer niedrigen Buchsbaumhecke. Einige Heilpflanzen sind Sumpfpflanzen, solche Arten eigneten sich für Hochbeete natürlich nicht.
Die Kulturform des Hochbeetes hat mehrere Vorteile. Die Arbeit an ihnen war leichter, außerdem begünstigte ein Hochbeet zusätzlich das Mikroklima, das den Heilkräutern angedieh. Hochbeete erwärmen sich schneller, das war für die größtenteils mediterranen Heilpflanzen besonders wichtig. Die Kräuter und Stauden ferner Länder gelangten über die Handelswege als Samen, Zwiebeln oder Ableger in den gesamteuropäischen Raum. In den windgeschützten Klosterhöfen gediehen die exotischen Gewächse auch fernab ihres Verbreitungsgebietes.
Neben dem Teil des Klostergartens, der mit Beeten gestaltet war, standen oft Obstbäume. Manchmal umgaben die Nutzgehölze auch den gesamten Klostergarten als klimatischen Schutzwall. Häufig befand sich noch ein zusätzlicher Obstgarten neben den Kulturen der Heilpflanzen. Ein solcher Obstgarten ging oft in den Klosterfriedhof über.
Später wuchsen auch Zierpflanzen in den Klostergärten. Ab dem Hochmittelalter waren die Gärten mit den Heilkräutern gleichzeitig eine Oase der Erholung. Zwischen den Beeten mit Melisse, Lavendel, Salbei und Fenchel standen nun auch Lilien und Veilchen. Rosenstöcke waren ja ohnehin schon als Heilpflanzen bekannt, gleichzeitig pflanzten sie die Ordinierten als Ziergewächse. Das geschah auch eingedenk ihrer Versinnbildlichung von Jesus und den Märtyrern. Als Symbol des Todes und der Auferstehung dekorierte Efeu die Mauern der Klostergärten. In einem gewissen Umfang gönnten sich die Mönche und Nonnen auch unwirtschaftliche Grasflächen als Ruhezonen, weil sie den Klostergarten nicht ausschließlich mit pragmatischen Augen sahen.