Zusammenfassung Klostermedizin

Die moderne konventionelle Medizin steht in den Augen vieler Menschen der Naturheilkunde als unvereinbar gegenüber. Dabei liegt der Ursprung vieler allopathischer Medikamente im Stoffwechsel von Pflanzen oder Pilzen. Penicillin entstammt einem Schimmelrasen, Aspirin ist einer Substanz in der Weidenrinde sehr ähnlich. Die Borke des Baumes nennt schon Plinius der Ältere als Heilmittel. Hochwirksame Medikamente gegen Herzschwäche entwickelten Chemiker ausgehend von den Inhaltsstoffen einer Heilpflanze: Dem Fingerhut.
Per definitionem sind die Pharmazeutika der Naturmedizin nur solche Mittel, deren Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen ist. Und die meisten Heilkräuter, die zunehmend Gegenstand der Forschung sind, kamen und kommen aus der Tradition der Klostermedizin. Die Phytotherapie ist damit in ihrer heutigen Ausprägung über weite Strecken ein Werk der Klosterheilkunde. Dabei spielen nicht nur die Kenntnisse über Rohdrogen eine Rolle, sondern auch die Techniken zur Isolierung der wirksamen Bestandteile. So entwickelten Ordensschwestern und Mönche die Destillation und andere Verfahren in ihren Klöstern.
Neben der pharmazeutischen Naturheilkunde sind andere Therapieformen ebenfalls durch die Klostermedizin maßgeblich inspiriert. Den Grundstein für naturheilkundliche Diätformen und auch das Heilfasten legte eigentlich schon der Heilige Benedikt durch seine „Regula“. Empfehlungen zur Behandlung von Lebensmitteln, wie sie die Humoralpathologie formulierte, stellen den historischen Ausgangspunkt für jede Art von Diät dar.
Die Vier-Säfte-Lehre der Humoralpathologie unternimmt den Versuch einer funktionellen Beschreibung des Körpers. Diese Sichtweise der Klosterheilkunde ist der Ursprung der Pathophysiologie. Mag die Humoralpathologie auch sehr stark mystisch überlagert sein, die Suche nach ursächlichen Erklärungen bereitete den Weg zur naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Die Vorstellung von fließenden „Säften“ mündete in der Entdeckung des Blutkreislaufs. Sogar der Nachweis von flüssigen Effektoren im Körper hat ja in der Humoralpathologie sein „Vorläufermodell“: Hormone und Antikörper sind solche Wirkstoffe, die im Organismus wichtige Aufgaben erfüllen. Die Existenz dieser körpereigenen Verbindungen klingt überdeutlich an die alte Theorie der „Säfte“ an.
Die Klostermedizin ist mithin auch das Fundament, auf dem sich die moderne Medizin zu entwickeln begann. In den heutigen Abteien sind die aufgeklärten Naturwissenschaften akzeptiert. Auch die Naturheilkunde ist in unseren Tagen eine anerkannte naturwissenschaftliche Disziplin mit all ihren neuzeitlichen Methoden.